Sankt Martin in Dinslaken

NRZ - Artikel vom 12.11.2018

Das hat Tradition: Nach dem Zug durch die Innenstadt wird im Burgtheater die Martinsgeschichte mit der Mantelteilung dargestellt.   Foto: HEIKO KEMPKEN
Das hat Tradition: Nach dem Zug durch die Innenstadt wird im Burgtheater die Martinsgeschichte mit der Mantelteilung dargestellt. Foto: HEIKO KEMPKEN

So war der große Martinszug in der Stadtmitte in Dinslaken

 

Viele Kinder und Erwachsene beteiligten sich am traditionellen Zug durch die Innenstadt Dinslaken und verfolgten Mantelteilung im Burgtheater.

 

von Birgit Gargitter

 

„St. Martin ritt durch Schnee und Wind, sein Ross, das trug ihn fort geschwind...“ – eine helle klare Stimme ertönt am Sparkassendeck beim Warten auf den heiligen Mann. Ganz leise, nur für die in der Nähe stehenden hörbar. „Wow,“ meint eine der Gefährtinnen der jungen Frau. „Du kannst das aber noch gut.“ „Klar“, erwidert die Sängerin, „ich bin doch schließlich als Kind im Kindergarten und in der Schule bei jeder Martinsfeier dabei gewesen.“ Dann lacht sie und fügt hinzu: „Und ich habe mir das Lied heute noch einmal angeschaut.“

Ayla und Adi, die beiden Kleinen mit ihren bunten Laternen, die fasziniert der Gesang der großen Schwester eher wenig. Sie schauen fasziniert aufs Geschehen am Hintereingang der Sparkasse. Adi ist ganz aufgeregt, winkt den Männern und Frauen in Grün zu und ruft: „Polizei, hallo Polizei.“ Die reagieren nicht. Nun, vielleicht, weil sie sich nicht angesprochen fühlen, denn eigentlich handelt es sich bei den „Grünen“ um den Tambourkorps Oberlohberg

 

Mit Auftauchen von St. Martin spielt selbst Wetter mit

 

Dann endlich – St. Martin kommt. Hoch zu Ross winkt er der wartenden Menge zu, jetzt gibt es auch bei Ayla und Adi kein Halten mehr als sich der Tross endlich in Bewegung setzt.

 

Mit Auftauchen des heiligen Mannes spielt selbst das Wetter mit: Hatte es bis dato genieselt, hört mit einem Schlag der Regen auf, die Schirme können eingepackt werden. Langsam windet sich der menschliche Lindwurm durch die Bahnstraße, links und rechts stehen die Passanten, kommen sie aus den Geschäften, um das Laternenmeer anzuschauen.

 

Immer mehr Familien, mit und ohne Migrationshintergrund, reihen sich in den Zug ein, Smartphones werden gezückt, es wird gefilmt und gesungen während sich der Zug durch die Neustraße schiebt. Hunderte Kinder mit ihren Eltern und Großeltern folgen St. Martin inzwischen durch die Innenstadt, immer mehr werden es, je weiter der Zug führt. St. Martin hält inne, lässt die Menschen an sich vorbeiziehen, reiht sich dann wieder ein, um mitten unter den Menschen zu sein. Sein Schimmel scheint an derartigen Rummel gewöhnt zu sein, er verhält sich ganz ruhig.

 

Spielmannszüge sorgen für die musikalische Begleitung

 

Die einzelnen Spielmannszüge, die sich ebenfalls unterwegs dazugesellen, sorgen für die musikalische Begleitung. Manchmal hört es sich zwar recht schräg an, wenn zwei Musikgruppen recht nah beieinander laufen und unterschiedliche Melodien spielen. Da schmettert der eine: „Ich geh mit meiner Laterne...“, der andere das Martinslied – fast wie in einem musikalischen Wettstreit steigern sie sich in der Lautstärke.

 

Und endlich ist man da im Burgtheater, wo das Feuer schon brennt und der Bettler, in Lumpen gekleidet frierend am Rande sitzt und auf den Retter wartet. Ronny Schneider, Vorsitzender des Dinslakener Heimatvereins, erzählt gemeinsam mit Klaus Lasse die Martinsgeschichte. Passend dazu kommt das Glockengeläut der beiden Kirchen.

 

Es erschallen noch einmal die vielen Lieder zu St. Martin, musikalisch begleitet vom Spielmannszug Sterkrade, von den Musikern der Freien Waldorfschule, vom Tambourkorps Möllen, dem Spielmannszug Metelen. Mit „Der Mond ist aufgegangen“ klingt die Feier langsam aus, doch einige der Kleinen sind damit gar nicht einverstanden: „Mama, ich will aber hier bleiben“, ist in den hinteren Rängen zu hören. Nun, romantischer kann ein Ort für eine Martinsfeier auch kaum sein: der Schein des Martinsfeuers, das bengalische Feuer, dass die alte Burgmauer erleuchtet, die Spielmannszüge in ihren Uniformen davor und Martin hoch zu Ross.