Die Herren Stecke. Im Mittelalter waren sie die wichtigste Familie des Land Dinslakens. Sie waren Edelfreie, konnten standesgemäß Grafen heiraten,
leitende Posten in der mittelalterlichen Hierarchie erringen. Die Grafen von Kleve schätzten sie als verlässliche Vasallen. So sehr, dass der Sage
nach Dietrich von Kleve eine Mechtild Stecke heiratet. Dr. Meinhard Pohl, Leiter des Kreisarchivs Wesel, gab Dienstagabend im Rahmen der
Stadthistorischen Reihe von VHS und Heimatverein Einblicke in die Familien und Wirtschaftspolitik des Dinslakener Hochadels.
Im Archiv geben dutzende Urkunden Auskunft über die Mechanismen, mit denen sich der Adel im Mittelalter Macht und Einfluss sicherte. Die Steckes,
eng verwandt mit den Herren von Götterswick und von Holten, besaßen - sozusagen als Stammkapital - in Dinslaken und Umgebung Alloden, private
Ländereien, die nicht als Lehen gegeben und genommen werden konnten. Dazu kamen Güter zwischen Essen Baldeney und Krudenburg, Spellen und Duisburg.
Noch lukrativer waren die begehrten Posten als Droste, Richter, Kämmerer und Burggrafen. Die Steckes kauften sich zwischen 1280 und 1400 in die
Ämter ein, finanzierten so die Unternehmungen der Grafen Kleve vor. Ein ständiger Kreislauf, so funktioniere das System im Mittelalter. Kauf,
Verkauf, Rückkauf, ein für beide Seiten manchmal riskantes Spiel um Macht und Einfluss. Doch Fehden waren gefährlicher und ineffektiver.
Wie diese: Um 1310 heiratete ein Stecke zur Freude der Klever die Gräfin Dortmund. Doch die Ehe blieb kinderlos, die aufstrebende Stadt Dortmund
stritt mit der Witwe um ihren Anteil der Grafschaft. Filmreif nahm ein Bediensteter der Steckes heimlich einen Wachsabdruck der Schlüssel zur
Stadt, mit den Zweitschlüsseln wollte der Graf von Kleve Dortmund einnehmen. Nun fiel es doch auf, als er nachts mit einem kompletten Heer
einbrechen wollte, der Plan scheiterte. Verwundete, Tote, teure Schadensgeldzahlungen. Dortmund übrigens zahlte die Witwe aus, die Grafschaft fiel
an die Stadt.
Doch es gab auch ungetrübte Erfolge für die Steckes. Sie stellten eine Äbtissin von Essen, einen Abt von Werden, einer brachte es gar zum
Erzbischof von Köln. Das bedeutete Vitamin B für die ganze Familie. Ab 1376 sank der Stern der Stecke. In einer merkwürdigen, einzigartigen Urkunde
bestätigt sich Stecke selber die hochadlige Herkunft. Woher die Zweifel? Die folgenden Generationen heirateten alle weit unter Stand, dann endeten
sie in Bedeutungslosigkeit. Der Steckenhof heißt heute Voswinckelshof.
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