Mahnmal für den jüdischen Friedhof

Fotos: Hans-Georg Moitzheim

RP 25.06.2021

Mahnstein im Park enthüllt

von Heinz Schild

Foto: Heinz Schild
Foto: Heinz Schild

Der fünfte Mahnstein des Hünxer Künstlers Alfred Grimm ist am Donnerstag mit einer kleinen Feier im Dinslakener Stadtpark enthüllt worden. Das Kunstwerk, das an den früheren jüdischen Friedhof erinnert, hat seinen Standort in der Nähe des Kreisverkehrs am Rathaus, zwischen der Einfahrt zur dortigen Tiefgarage und der Schillerstraße. Die feierliche Enthüllung der Stele, zu der 70 Gäste eingeladen worden waren, fand mit Verspätung statt, da die Teilnehmer dieser Veranstaltung auf Alfred Grimm warten mussten, der sich mit der Zeit vertan hatte. Die Wartezeit bis zu seinem Eintreffen wurde musikalisch überbrückt. Das Foto zeigt (von links) Dinslakens Bürgermeisterin Michaela Eislöffel, Ratsherr Ronny Schneider, Alfred Grimm, Dinslakens Erste Beigeordnete Christa Jahnke-Horstmann und den Oberrabbiner David Geballe, der bei der Feier sprach.

 

Quelle: RP 25.06.2021

NRZ 26.06.2021

Mahnmal für den jüdischen Friedhof

Der Gedenkstein steht im Stadtpark am Kreisverkehr. Entworfen und gestaltet wurde das Monument von Künstler Alfred Grimm, den die Bürgermeisterin für seine Verdienste lobte.

von Christopher Damm

Foto

Der Künstler Alfred Grimm mit dem von ihm entworfenen neuen Mahnmal. Es erinnert an den ehemaligen jüdischen Friedhof auf dem Gelände des heutigen Stadtparks.

Foto: Lars Fröhlich/Funke Foto Services

Dinslaken. Vor etwas 60 Bürgerinnen und Bürgern ist am Donnerstagnachmittag (24. Juni) im Dinslakener Stadtpark ein Mahnstein enthüllt worden. Mit dem Gedenkstein soll an den ehemaligen jüdischen Friedhof erinnert werden, der sich bis 1927 am Platz d'Agen/Ecke Schillerstraße in Dinslaken befand, eher er abgetragen wurde.

 

Unmittelbar neben der Tiefgarage vor dem Rathaus steht nun der neue Gedenkstein, der von Künstler Alfred Grimm gestaltet wurde. Neben Grimm waren auch Bürgermeisterin Michela Eislöffel und Duisburgs Oberrabiner David Geballe vor Ort, die den Stein gemeinsam enthüllten.

 

Gedenkstein aus drei Stelen

"Die Stadt Dinslaken war und ist in der Erinnerungskultur vielen Städten weit voraus", sagt Alfred Grimm bei der feierlichen Übergabe des Mahnsteins an die Öffentlichkeit.  Die vier weiteren Mahnsteine, die es in Dinslaken gibt, wurden ebenfalls vom Künstler entworfen und gestaltet.

 

Das große Dinslakener Mahnmal, dass an die Reichskristallnacht, aber auch an die ehemalige jüdische Gemeinde erinnern soll, befindet sich nur wenige Meter vom neuen Mahnstein entfernt. 1993 wurde das "große Mahnmal mit dem Judenwagen" im Stadtpark enthüllt. "Herr Grimm hat unsere Stadt mit Blick auf das jüdische Leben unserer Stadt besonders geprägt", lobte Bürgermeisterin Michaela Eislöffel Grimm für dessen Engagement für die jüdische Gemeinde in Dinslaken.

 

Außerdem habe sich der Künstler "immer eingebracht, wenn es darum ging, die Spuren des jüdischen Lebens darzustellen und zu vergegenwärtigen. Dass dies erneut an solch einem historischen Ort passiert, ist in diesem Jahr, in denen wir 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland feiern, von besonderer Bedeutung", sprach die Bürgermeisterin in ihrer Eröffnungsrede. Ein Antrag de CDU aus dem Jahr 2019 habe den Stein ins Rollen gebracht, an dem ehemaligen Friedhof eine Gedenktafel anzubringen. Der Stadtrat habe dann schnell entschieden, dass der Antrag umgesetzt werden soll, erinnert Eislöffel.

 

Der Gedenkstein besteht aus zwei kleinen Stelen und einer großen, mittleren Stele, die den ehemaligen jüdischen Friedhof abbilden. "Die zwei kleinen Steine dienen als Sitzsteine, die zur Ruhe und Konzentration einladen sollen", erklärte Grimm. Bei der mittleren Stele sind drei verkleinerte Grabsteine aus Bronze eingearbeitet, auf den hebräische Grabinschriften abgebildet sind. Auf der Krone der Stele befindet sich eine Bronzeplastik, die den ehemaligen jüdischen Friedhof darstellt. Für die Modellierung des Mahnsteins haben als Anregung alte Fotos aus dem Stadtarchiv gedient.

 

QR-Code für Informationen

"Ein guter Ort" werde ein jüdischer Friedhof genannt, erklärte Oberrabbiner David Geballe. Weil die Totenruhe auf jüdischen Friedhöfen ewig andauere, ist die Grabstätte im jüdischen Glauben auch eine Stätte des Neubeginns, erläutert Geballe in seiner Rede vor den anwesenden Bürgern. Auf nicht jüdischen Friedhöfen bleiben Gräber nur für eine befristete Zeit.

 

Dennoch musste der  jüdische Friedhof im Jahr 1927 dem Straßenbahnbau in Dinslaken weichen. "In der Stadtplanung sollte die Trasse der Straßenbahn, die durch den Kreisverkehr, dem damaligen jüdischen Friedhof und von Dinslaken nach Duisburg-Ruhrort führte, verlaufen", erklärte Alfred Grimm. "Ab 1927 wurde dieser Grabhügel und der sich dahinter befindende Friedhof abgetragen. Die Gebeine und die Grabsteine wurden dann auf dem städtischen Friedhof an der heutigen B8 wieder aufgestellt."

 

Bei seinen ersten Gedenksteinen für die Stadt Dinslaken arbeitete Alfred Grimm Informationen zum Anlass und Sponsoren in die Bronzetafeln hinein. Für sein neues Werk ging der Künstler einen innovativeren Weg. "An der neuen Gedenkstätte gibt es über einen QR-Code Informationen, Hinweise, Stadtpläne, Presseartikel, historische Materialien und sogar kleine Videos zum jüdischen Leben in Dinslaken und zum ehemaligen Friedhof", verrät Grimm. Damit könne interessierten Menschen die Fülle an Informationen weitaus besser vermittelt werden, als ein in Bronze verfasster Text, fügt der Künstler an.

 

Hintergrund: Der neue jüdische Friedhof

Der neue jüdische Friedhof ist auf einem Teil des Parkfriedhofs an der B8 untergebracht. 60 Steine des alten Friedhofs wurden dafür versetzt.

 

Im Beisein des Rabbiners Yaacov Zinvirt wurde im Januar 2010 die Gedenktafel vor dem Eingang eingeweiht. Sie erzählt nicht nur von der Geschichte des jüdischen Friedhofs in der Innenstadt, sondern zitiert auch den hebräischen Text, der üblicherweise beim Verlassen des Friedhofs gesprochen wird: „Er vernichtet den Tod auf ewig, und es wischt ab der Herr Gott die Träne von jedem Angesicht, und die Schmach seines Volkes entfernt er von der ganzen Erde. So hat es der Ewige gesagt.“ (Jesaja, 25,8)

 

Quelle: NRZ 26.06.2021

Auch dezente musikalische Begleitung gab es bei der Einweihung des neuen Mahnmals zu hören.

Foto: Hans-Georg Moitzheim

Literaturhinweis

Autor:

Sepp Aschenbach

Seiten:

208 Seiten

Verlag:

RHIEM Druck GmbH, Voerde

Preis:

9,95 €

Erscheinungsjahr:

2006

ISBN:

3-926832-347

 

Dieses Buch ist als Band 26 über den Bestell-Shop des Vereins für Heimatpflege Land Dinslaken e.V. erhältlich. Außerdem wird das Buch in der Stadtinformation am Rittertor Dinslaken angeboten.